Übers WE habe ich meinen Freund in einer der größten deutschen Städte besucht. Und weil sich so ein WE ja lohnen muss und ich frühmorgens/spätnachts eh nichts besseres zu tun habe, bin ich noch zu nachtschlafender Zeit am Montag Morgen aufgebrochen, um quer durchs Land zu gurken und pünktlich zum Dienst zu erscheinen.
Die Straßen der Stadt waren fast leer und ich hatte theoretisch freie Fahrt. Aber nur ganz theoretisch. Auf dem Weg zur BAB gab es geschätzte 10-12 Ampeln. Z. T. konnte ich die nächsten Ampeln schon bei der Anfahrt an die direkt vor mir liegende sehen, lagen also wirklich nicht weit auseinander.
Obwohl es sich definitv angeboten hätte, war keine einzige der Ampeln komplementär geschaltet. Will heißen, jedesmal, wenn ich gemütlich bis 50 km/h beschleunigt hatte, und in Rufweite der nächsten Ampel kam, schaltete die auf rot. Jedes Mal! Wirklich! Jedes Mal!
Fand ich ganz unglaublich, wer läßt sich denn so eine Ampelschaltung einfallen? Und viel schlimmer. Wer erlaubt die Umsetzung dieser? Da wird man ja ganz kirre im Kopf. Musste also jedes Mal wieder abbremsen, warten, beschleunigen und zack, wieder rot. Das Spiel hat sich 12 Mal wiederholt.
Die eigentlich kurze Fahrt hat somit nicht nur ewig gedauert, sondern auch mein Nervenkostüm aufs erheblichste strapaziert. Bin ich froh, daß es wo ich wohne keine Ampeln gibt. Zumindest nicht solche idiotischen.
Was hat das mit meiner Klinik zu tun?
Nunja, in den letzten Tagen und Wochen (oder schon Jahren vielleicht) kommt es mir auch so vor, als würde ich nach jedem zaghaften Beschleunigungsvorgang wieder abrupt und unsanft auf Null zurückgesetzt, von wo ich mich dann mühsam wieder nach vorne kämpfen kann, um dann wieder eins auf den Deckel zu kriegen. Nicht schön das.
Habe das Gefühl, alle Bemühungen meinerseits und "Investitionen" in die Klinik/Abteilung sind fruchtlos, keinen interessiert was ich mache (und ob ich's mache) und irgendwie bin ich motivationsmäßig in einem kleinen Loch. Die Ampeln haben mir das gezeigt.
Anders als Steve Martin bei L. A. Story spreche ich also nicht mit einer Werbetafel, sondern die Ampeln der Großstadt mit mir. Auch nicht unbedenklich.
Doc Blog
#metoo in der Medizin
vor 1 Jahr
5 Kommentare:
Hallo Doc Blog, bin gerade auf Ihren Blog gestoßen und habe mich quer durch die Beiträge gelesen. Zuallererst meinen Respekt dafür, dass trotz der Hektik des Arztberufs der Humor ganz offensichtlich erhalten geblieben ist - über einige der Beiträge hab ich Tränen gelacht.
Was nun den aktuellen Beitrag angeht: Ich hoffe wirklich, das Motivationsloch ist überwunden und die Ampeln (ob nun echte oder im übertragenen Sinn) sind auf Grün gesprungen.
Und doch, es gibt Leute, die sich dafür interessieren ;)
Liebe Grüße und damit(hoffentlich) eine Leiter für das Motivationsloch,
Märchentante
Hallo,
danke für die Blumen. Sowas hört man doch gerne ;-)
Solange ich in der ISS bin, bleibe ich aber erstmal in meinem Loch.
Aber demnächst ist ja Urlaub, es kann nur besser werden ?!
Doc Blog
Hallo nochmal.
Was ISS bedeutet, hab ich herausgefunden - es lebe die Blogsuche ;) Was ich aber immer noch nicht verstehe, ist warum eine Einteilung zu(r) Indikationssprechstunde(n) für das Motivationsloch sorgt? Heißt das, dass Sie überhaupt nicht in den OP dürfen? Kann mir leider überhaupt nichts drunter vorstellen = Med. Laie ;)
Ansonsten wünsche ich natürlich schönen und vor allem erholsamen und motivierenden Urlaub.
Liebe Grüße
Märchentante
Hallo,
ganz genau so ist es.
Wer im Loch (und das ist es wirklich) der ISS gefangen ist, kommt da den ganzen Tag nicht raus. Und ergo auch nicht in den OP. Ist also höchst unbeliebt die Geschichte. Und viel Arbeit ist es auch noch.
Habe es mir jetzt angewöhnt, gar nicht mehr die OP-Pläne für den nächsten Tag anzusehen, macht mich sonst noch depressiv.
Noch einen Monat bis zum Urlaub.
Doc Blog
Ich kann zwar an der Einteilung zur ISS nichts ändern, aber ich kann Aufmunterung bis zum Urlaub anbieten ;)
Liebe Grüße und bloß nicht depressiv werden
Märchentante
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