Bin ja (immer noch) in die Ambulanz abgeschoben/zwischengeparkt, wie auch immer.
Und neben den halbweg spannenden, etwas vom Einerlei, das sehr an eine niedergelassenen Praxis erinnert, abweichenden, mir momentan nur selten über den Weg laufenden Notfällen ("Brauch' mal einen AAArzt...!") haben wir ja auch eine sogenannte Indikationssprechstunde. Und an die wurde ich nun geknebelt.
Die Klientel ist, nun ja, nicht immer einfach und heute habe ich nicht nur nix aus meinen Fehlern gelernt, sondern denselben Kardinalfehler gleich zweimal gemacht.
Dieser bestand aus der einfachen Frage: "Ach, und wieso ging das nicht?"
Keine drei Sekunden danach hätte ich mich am liebsten à la Homer Simpson dauergeohrfeigt, weil beide Patientinnen ungelogen ihre KOMPLETTE Krankengeschichte, beginnend mit "krummen Beinen schon bei der Geburt" erzählen mussten. Und ich meine die komplette.
Meine Versuche, dies freundlich, aber bestimmt zu unterbrechen und in die richtige Richtung zu dirigieren ("Ja, aber wenn Sie jetzt kein Morphium mehr nehmen, dann sagen Sie mir doch bitte, wie das aktuell mit den Schmerzen aussieht") wurden brutal ausgehebelt und mir weiszumachen versucht, daß die Medikation von vor 5 Jahren ja doch auch irgendwie für die heutige OP-Indikation wichtig sein würde.
Nö, ist sie nicht. Wirklich nicht.
Dadurch habe ich natürlich jeglichen Zeitplan meinerseits (und den durch Einbestellung vorgegebenen sowieso) gnadenlos gesprengt. Und mit welchem Ergebnis?
Patienten sauer, weil ich ihnen ihrer Meinung nach zu wenig Zeit (waren jeweils 45 Minuten!) geschenkt habe.
Wartende Patienten sauer, weil sie (ach nee) so lange warten mussten.
Oberarzt sauer, weil alles ins Stocken geriet.
Doc Blog sauer, weil er neben Exsikkose, Hypoglykämie auch eine Hydronephrose zu beklagen hatte und sowieso schon viel zu lange in der Ambulanz rumhängen muss (für seinen Geschmack).
Ein wahres Tagwerk eben. Und - welch Freude - morgen wird es idem weitergehen dürfen.
Doc Blog
Achja, und nur um etwaigen Argumenten vorzubeugen, eigentlich weiß ich, wie ich mit Patienten effektiv zu reden habe und wie man Gespräche in die richtige Richtung führt, aber einige wissen sich zu gegen meine "mindtricks" offensichtlich zu wehren, naja...
Edit: Das finde ich ja mal faszinierend, daß es noch gar keinen Label "Ambulanz" gab...
#metoo in der Medizin
vor 1 Jahr
4 Kommentare:
ooh jaaa! sehr schwierig. ich dachte auch immer, ich hätte alle manipulativen gesprächstricks drauf, aber bei manchen beisst du wirklich auf granit.
manchmal hilft dann nur ein "stop!" - und was ist heute aktuell das problem - und auch das reicht nicht.
dann werde ich auch schon mal unfreundlich - und verliere den patienten. ... seis drum.
Dabei sind die durchgemachten Kinderkrankheiten doch so wichtig für die Anamnese ...
Verlassen des Raumes wirkt oftmals Wunder.
Ja, genau: Akte zuklappen, Patient(in) in die Augen schauen, dann einfach aufstehen, dem Patienten die Hand entgegenstrecken und mit einem freundlich lächelnden "vielen Dank!" zur Tür begleiten...
Das funktioniert! Und keine Angst vor Beschwerden. DIE Leute beschweren sich nicht.
...erinnert mich stark an unsere Ambulanz - scheint wohl überall so zu sein! Nur dass die Patienten sowieso schon sauer sind, egal was man macht, weil sie im Schnitt 2 Stunden warten müssen. Zum Leidwesen des Diensthabenden kommen die dann lieber nachts mit Splitter im Finger oder Zeckenbiss...)=
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